Die Nebel lichten sich

Ein Kaleidoskop aus fragmentierten Eindrücken, ein Thesaurus voller Behauptungen: das Universum Sebastian Rogler. Es besteht aus gemalten, collagierten und akribisch komponierten Chiffren. Eine sehr persönliche Diashow von durchfühlten Gedankenspielen kommentiert aus der Perspektive eines Autors, der sich süffisant in Rätsel hüllt und keine Hilfestellung für die Lösung bietet.

Warum macht er das, der Rogler? Will er uns ärgern? Aber dann gibt es die vielen Momente, wo wir mit ihm lachen dürfen, vielleicht auch über ihn. Die verkürzte Ironie, der Mut zur Lücke, die beißende Satire mit einem Augenzwinkern. Dann lacht er sein sybillinisches Lächeln und die Nebel im Universum Sebastian Rogler lichten sich.

Sebastian Rogler studierte freie Grafik und Malerei an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart bei Peter Grau und Wolfgang Gäfgen. Typografie und Buchgestaltung spielen in seinen Arbeiten eine zentrale Rolle. Als Ausgangspunkt für seine poetischen Kompositionen nutzt Rogler vorgefundene Materialien, deren Aura von Vergangenem erzählt und mit Ecken und Kanten den Anspruch auf eine zeitlose künstlerische Aussage unterstreicht.

Die aktuelle Serie „Ãœbergangshelfer“ kombiniert historisch entrückte Materialität mit pointierten Verweisen auf brisante brandaktuelle Themen aus dem gesellschaftspolitischen Kontext. Verklärte Poesiealbumästhetik trifft auf anonymen Drohbrief. Manchmal scheinen sich Buchstaben auf alten Buchdeckeln gegen einen verschworen zu haben. Man sollte auf der Hut sein, wenn etwas so Verkürztes, so Rätselhaftes, so viel Verunsicherung erzeugt. "oben stirbt jemand" und keiner weiß warum und bevor die ersten Steine fliegen, prüft man als Betrachter besser die eigene Moral oder man nimmt die Beine in die Hand und denkt im Rennen.

Die Bildwelten Roglers zeigen ihre besondere Qualität neben dem intuitiven Einsatz von Schrift besonders augenscheinlich in der reduzierten Malerei. Im kleinen Format verdichtet Sebastian Rogler neue und alte Zeiten, den Geruch von Dingen, die Geschichte atmen und es kommt das Gefühl auf, dass das alles schon immer da gewesen sein könnte.

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Text: Argiro Mavromatis M.A., Tübingen 2020